Die Bundeswehr ist einer der größten Arbeitgeber in Deutschland und hat etwa 130 Ausbildungsstätten. Sie spielt eine wichtige Rolle in der Ausbildung und Weiterbildung von Erwachsenen. Die Vielfalt der Ausbildungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten, die unterschiedlichen Anforderungen an Rollen und Rechte sowie die Richtlinien für digitale Inhalte und Funktionen im offenen und geschlossenen Netzwerk sind wichtige Themen bei der Umsetzung der Kompetenzorientierten Ausbildung (KOA)1. Das Ziel ist es, den Lernenden zu helfen, Fähigkeiten und Kompetenzen zu erwerben, die sie in verschiedenen Situationen anwenden können. Gleichzeitig sollen die Ausbildenden die passenden Werkzeuge erhalten, um das beobachtbare Handeln der Lernenden zu begleiten. Um den Lernprozess in der modernen, digitalisierten Ausbildung zu unterstützen, ist es wichtig, digitale Inhalte und ansprechende Dienste bereitzustellen. Diese Ausbildung erfordert zugängliche, kollaborative und flexible Lernplattformen, die sich an die individuellen Bedürfnisse der Lernenden und Lehrenden anpassen2. Außerdem müssen die Lehrkräfte zusätzliche didaktische und methodische Anforderungen berücksichtigen. Die Unterstützung durch Künstliche Intelligenz (KI) hilft dabei, qualitätsgesicherte Angebote zu optimieren, die Lehre zielgerichtet zu unterstützen und die verfügbaren Selbstlernphasen zu personalisieren, zum Beispiel durch Learning Analytics. Dies sind weitere Anforderungen an Metadaten bei der Bereitstellung moderner digitaler Inhalte und Funktionen3.
Das Ziel der Virtuellen Lernumgebung der Bundeswehr (VLBw) ist es, ein umfassendes Lernökosystem für alle Ausbildungseinrichtungen und digitalen Funktionen zu schaffen. Bestehende Insellösungen und das Pilotsystem werden überführt und alle digitalen Ausbildungsaktivitäten auf einer einzigen, zentralen Plattform, die auf der pCloudBw aufsetzt, gebündelt.
Die zukünftige VLBw soll es ermöglichen, dass diese digitalen Inhalte jederzeit und überall sowie auf verschiedenen Endgeräten verfügbar sind. Dies fördert unter anderem das hybride Lernen, das formelle und informelle Lernen sowie die Entwicklung digitaler Kompetenzen. Durch die Mindestanforderung an pädagogisch didaktische Metadaten, Vorgaben an die Erfassung von Lernerfahrungen und konsequente Unterstützung von Interoperablen Standards und Spezifikationen kann die VLBw leicht durch (zukünftige) KI-Funktionen und neue Angebote erweitert werden und dabei die Ausbildenden in ihrer Ausübung nach dem Prinzip „Freiheit der Lehre“ bestärken.
Ziel & Herausforderungen der VLBw
Das Ziel der „kollaborativen Plattformen[, Tools] und Services zur Verbesserung der digitalen Zusammenarbeit“4 stellt besondere Herausforderungen bei der Umsetzung der VLBw dar. Denn die Architektur der VLBw muss entsprechend aufgebaut sein. Es muss gewährleistet sein, verschiedene modulare Umgebungen integrieren zu können, unterschiedliche Einstufungen der Sensibilität der Daten und Organisationsrichtlinien berücksichtig werden und sicherstellt werden, dass verschiedene Endgeräte mit der Plattform kompatibel sind. Zudem gibt es eine große Anzahl aktiver Nutzer, was Skalierbarkeit und Stabilität des technischen Systems voraussetzt. Zusätzlich müssen Rollen- und Rechtemanagement eine zentrale Rolle, aber auch die digitalisierte Einschreibung in die digitalen Inhalte, Funktionen und Trainings bedacht werden.
Die CLM in der VLBw
Wir freuen uns, dass unser Team von Fraunhofer bei der Lösungsentwicklung unterstützen darf. Innerhalb der VLBw wird unsere Fraunhofer Common Learning Middleware (CLM) eingesetzt, um gleich mehrere Anforderungen zu erfüllen.
Mit der Unterstützung verschiedener Service Provider (Tool-, LTI- und LOM-Provider) können wir eine interoperable Lerninfrastruktur sicherstellen. Ein Service Provider stellt Funktionselemente wie digitale Lerninhalte oder KI-Funktionen bereit, die den aktuellen Spezifikationen und Standards entsprechen. Die Datenflüsse zwischen diesen Funktionselementen werden ebenfalls über die CLM orchestriert, und zur Vereinfachung gibt es eine Benutzeroberfläche. Auch die strengen Richtlinien für netzwerkübergreifende Datenflüsse werden berücksichtigt.
Durch die Möglichkeit, verschiedene Service Provider zu registrieren und zu orchestrieren, können wir die Anforderungen an unterschiedliche, modulare digitale Lernerfahrungen innerhalb der VLBw umsetzen. Das Rollen- und Rechtemanagement, also wer auf welche Dienste in welchen Rollen zugreifen darf, kann ebenfalls über die CLM gesteuert werden. Natürlich ist auch Single Sign-On (SSO) gewährleistet, was bei den verschiedenen Netzwerken und Identitätsanbietern der VLBw eine besondere Herausforderung darstellt. Auch die Organisation der Einschreibungen der Lernenden in Trainings kann automatisiert über die CLM erfolgen.
Für jedes Netzwerk innerhalb der VLBw, von offenen Angeboten bis hin zur digitalen Enklave, wird eine CLM-Instanz für die lokale Ausbildungsumgebung eingesetzt. Die Vernetzung dieser Ausbildungsumgebungen zu einem technologischen Ökosystem (Federated Network) für die Bundeswehr war eine der spannende Herausforderungen.
Neben den bereits implementierten Funktionen haben wir noch weitere interessante Aufgaben vor uns, die wir – auch in Kooperation mit anderen Projekten56 – durch Module und Erweiterungen der CLM angehen werden. Wir freuen uns besonders, dass wir unsere Partner (insb. BWI GmbH und TriCat GmbH) seit 2022 bei der Realisierung und Einführung der VLBw unterstützen dürfen.
- https://www.bmvg.de/de/aktuelles/agenda-ausbildung-zwischenbilanz-1710944 ↩︎
- https://www.bundeswehr.de/resource/blob/5639114/5d592285391c0ea6e30322411eeb1ec3/ausgabe-1-bildungsreport-der-bundeswehr-data.pdf ↩︎
- https://kilms.fraunhofer.de/warum-ki-in-lernmanagement-systemen/ ↩︎
- https://portal.auf.bundeswehr.de/offen/#elearning ↩︎
- https://kilms.fraunhofer.de ↩︎
- https://www.unibw.de/ylab/aktuelles/stakeholder-kickoff-im-projekt-adaptvl-an-der-universitaet-der-bundeswehr-muenchen ↩︎